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Ukrainische Angriffe treiben globale Dieselpreise

  • : Oil products
  • 25/09/19

Die seit August zunehmenden Drohnenangriffe der Ukraine auf Raffinerien in Russland verteuern Diesel weltweit relativ zu Rohölpreisen. In Deutschland wird dieser Effekt durch die ausreichende Produktion im Inland bei stagnierender Nachfrage abgefedert.

Seit Anfang August hat die Ukraine insgesamt 14 russische Raffinerien mithilfe von Drohnen angegriffen — also über ein Drittel der insgesamt 38 Raffineriestandorte in Russland. Mehrere von den getroffenen Standorten wurden sogar schon zweimal attackiert, beispielsweise die Rosneft-Raffinerie in Rjasan. Mit einer Verarbeitungskapazität von 340.000 bl/Tag ist sie nicht nur größer als alle Raffinerien in Deutschland, sondern auch eine der größten in Russland.

Aus Rjasan fließen üblicherweise Dieselmengen für den Export zum Ostseehafen Primorsk. Im September werden deshalb keine Rosneft-Mengen in Russlands wichtigstem Exporthafen für Diesel erwartet.

Auch die Surgutneftegas Raffinerie in Kirischi (350.000 bl/Tag) — ebenfalls ein wichtiger Lieferant von Exportdiesel nach Primorsk — wurde bereits angegriffen. Und der Hafen in Primorsk wurde selbst Ziel von Drohnenattacken, wobei der Effekt auf den Dieselexport unklar ist.

Darüber hinaus gab es auch Angriffe auf die Lukoil Raffinerie in Volgograd (290.000 bl/Tag) sowie weitere unabhängige Standorte im Süden Russlands. Der dort produzierte Diesel gelangt über Schwarzmeer-Häfen auf den Weltmarkt, insbesondere über Noworossijsk.

Die Auswirkungen auf den Export sind inzwischen offensichtlich: Russland exportierte laut vorläufigen Daten vom Schiffstrackingdienst Vortexa in der ersten Septemberhälfte 90.000 t/Tag Diesel. Im gesamten Jahr 2025 lagen die Dieselausfuhren bislang bei etwa 130.000 t/Tag. Somit sind die Exporte diesen Monat bereits um knapp 30 % eingebrochen — sollte sich dieser Trend bis Monatsende fortsetzen, wäre der September der schwächste Exportmonat seit fünf Jahren.

Neben den ukrainischen Drohnenangriffen ist der russische Dieselexport momentan zusätzlich durch Wartungsarbeiten eingeschränkt. Surgutneftgas führt laut Händlern in Kirischi Arbeiten am Hydrocracker durch, welcher für die Produktion von Diesel und teils auch Benzin genutzt wird. Und Gaspromneft beginnt im September in der Raffinerie in Omsk (450.000 bl/Tag) mit einer Wartung der Veredelungsanlagen. In diesen werden Unreinheiten wie Schwefel aus Mineralölprodukten entfernt, um beispielsweise bestimmte Diesel-Spezifikationen zu erfüllen.

Bislang reagiert Moskau auf die zunehmende Verknappung im Inland noch nicht mit einem Verbot von Dieselexporten, hat dies in der Vergangenheit aber bereits getan: Zwischen September und Oktober 2023 hatte die russische Regierung für zwei Wochen beinahe alle Dieselexporte untersagt, um Knappheiten im Inland zu lindern. Für Benzin wurden die Exportbeschränkungen zuletzt Ende Juli 2025 erweitert — trotzdem stiegen die Großhandelspreise für die beliebteste Benzinsorte A-92 am 18. September auf neue Rekordwerte.

Sowohl die Europäische Union, als auch Großbritannien importieren aufgrund von Sanktionen seit Februar 2022 keinen russischen Diesel. Gleichzeitig ist Russland aber der zweitgrößte Dieselexporteur der Welt. Wenn also die russischen Exporte einbrechen, verknappt dies das Angebot am Weltmarkt und wirkt sich zumindest indirekt auch auf Verfügbarkeit und Preisniveaus in Europa aus.

Denn Länder wie Brasilien oder die Türkei, aber auch Staaten in Nord- und Westafrika, die seit Beginn der EU-Sanktionen ihre Importe aus Russland vervielfacht haben, müssen die jetzt fehlenden Volumen aus anderen Quellen ersetzen. Dies erhöht die Konkurrenz um die verbleibenden Mengen, was wiederum den Preis nach oben treibt.

Dies zeigt sich bereits in steigenden Aufschlägen von Diesel auf Rohöl in Europa: Die Preise für Diesel im Handelszentrum Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) lagen im September bisher im Durchschnitt knapp 26,50 $/bl über den Preisen fürs Benchmark-Rohöl North Sea Dated (siehe Grafik). Dies sind knapp 6 $/bl mehr als im bisherigen Jahresdurchschnitt. Verstärkt wird diese Entwicklung durch einen gegenteiligen Effekt der Drohnenangriffe auf das internationale Rohölangebot. Da Russland weniger Rohöl in den eigenen Raffinerien verarbeiten kann, stehen mehr Moleküle für den Export zur Verfügung. Marktteilnehmer gehen entsprechend davon aus, dass Rohölexporte zunehmen werden, was Rohölpreise relativ zu Dieselpreisen sogar noch weiter senken könnte.

Eine weitere Auswirkung der Verknappung des Exportangebots ist die Umkehrung des Preisgefüges für Diesel zwischen Nordwesteuropa (Niederlande, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien) und dem Mittelmeerraum, wo sich die fehlenden russischen Volumen in der Türkei oder Nordafrika am stärksten auswirken. War Diesel dort in 2025 bisher durchschnittlich knapp 30 Cent/bl günstiger als im Nordwesten, müssen Händler im Mittelmeerraum jetzt etwa 30 Cent/bl mehr bezahlen.

In Deutschland ist der Effekt der eingebrochenen russischen Dieselexporte auf die Inlandspreise bislang noch sehr begrenzt. Denn die deutschen Raffinerien produzieren aktuell — mit Ausnahme von einem Teilstillstand in Heide (84.000 bl/Tag) und Wartungsarbeiten am Mild-Hydrocracker im Werksteil Neustadt (87.000 bl/Tag) der Bayernoil Raffinerie — auf hohem Niveau. Gleichzeitig ist insbesondere die Dieselnachfrage durch die schwache Konjunktur und Abwanderung von Industrie nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Der Anstieg der Großhandelspreise für Diesel im europäischen Ausland wird somit voraussichtlich zu einer zunehmenden Entkopplung der jeweiligen Preisniveaus führen und Importe nach Deutschland aus beispielsweise ARA vorerst weiter unwirtschaftlich machen (siehe Grafik).

Importmarge aus ARA via Rhein

Diesel verteuert sich relativ zu Rohöl

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