06.06.25
Straßengüterlogistik vor großen Herausforderungen
Straßengüterlogistik vor großen Herausforderungen
London, 6 June (Argus) — Das schwache wirtschaftliche Umfeld in Deutschland
sowie der gleichzeitig zunehmende Investitionsbedarf für die
Flottendekarbonisierung stellt die Branche vor schwierige Entscheidungen.
Zusätzlich wird in den kommenden Jahren ein beträchtlicher Anteil der
Kraftfahrer in Rente gehen. Auch im Jahr 2025 kommt die deutsche Wirtschaft
bisher nicht nachhaltig in Schwung. Nachdem es im ersten Quartal erste Anzeichen
von Erholung gab, sieht es im April bereits wieder weniger positiv aus: Die
Mehrheit der Wirtschaftszweige in der deutschen Industrie verzeichnete laut
Daten des Statistischen Bundesamts teils merkliche Dämpfer. So ging die
Metallerzeugung und -bearbeitung um 6,7 % zurück, der Maschinenbau um 2,4 % und
die Produktion von Metallerzeugnissen und Kfz beziehungsweise Kfz-Teile um
jeweils 2,3 % und 0,6 %. Dies trifft insbesondere die Transportbranche, die von
Aufträgen aus dem verarbeitenden sowie produzierenden Gewerbe und der Baubranche
abhängig ist. Und für den Rest des Jahres sind bislang laut Prof. Dr. Dirk Lohre
von der Fakultät Wirtschaft und Verkehr an der Universität Heilbronn auch
keinerlei Wachstumsimpulse zu erwarten. So bewegen sich die Prognosen für die
sogenannten gesamtwirtschaftlichen Leitdaten wie Bruttoinlandsprodukt, privater
Konsum und die Ausrüstungsnachfrage wie beispielsweise nach neuen Maschinen für
2025 seitwärts. "Ähnlich ist das auch bei dem für Deutschland wichtigen Export
und Import, wo eigentlich für dieses Jahr keine wichtigen wesentlichen Impulse
zu erwarten sind", so Prof. Dr. Lohre gegenüber Argus . Doch nicht nur die
schwächelnde Industrie belastet deutsche Flottenbetreiber — gleichzeitig müssen
diese im Rahmen der deutschen Klimaziele die Dekarbonisierung vorantreiben. Doch
sowohl die Anschaffung neuer LKWs mit nachhaltigen Antrieben, der Aufbau von
entsprechender Lade- beziehungsweise Tankstelleninfrastruktur oder auch der
Umstieg auf nachhaltigere Kraftstoffe wie beispielsweise HVO ist mit hohen
Kosten verbunden. Diese Investitionen sind zwar notwendig, stellen
Flottenbetreiber aber mit Blick auf die stagnierende Wirtschaftsleistung vor
große Herausforderungen. "(…) Wir haben heute eine gesamtwirtschaftliche
Situation, in der es schwierig ist, solche Dinge umzusetzen, aber irgendwann
wird das Thema wieder in den Vordergrund treten. Und wenn man dann nicht
wirklich weiß worauf man setzt, dann glaube ich hat man echte Nachteile.", so
Josef Heiß, Geschäftsführender Gesellschafter bei BTK Logistik. Außerdem macht
auch der wachsende Fachkräftemangel in Deutschland vor der Transportbranche
nicht halt. Logistiker beklagen Schwierigkeiten bei der Nachwuchssuche — was
sich in einer zunehmend alternden Belegschaft spiegelt. Nach Berechnungen von
Prof. Dr. Lohre waren im Jahr 2023 knapp 36 % der Kraftwagenfahrer in
Deutschland 55 Jahre alt oder älter: "Und wenn Fahrer bis 60 im Durchschnitt
arbeiten, heißt das, die gehen in den nächsten 5 Jahren in den Ruhestand." Dies
wird die Laderaumkapazitäten, die bereits jetzt in Europa trotz der schwierigen
Wirtschaftslage zu etwa 80 % ausgelastet sind, zusätzlich strapazieren. "Wir
steuern auf eine Situation zu, nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa,
dass uns Fahrer fehlen werden.", so Heiß. Doch nicht nur das Personal wird knapp
— durch Insolvenzen und Abwanderungen von Fuhrparks vor allem nach Osteuropa
verringert sich parallel auch das generelle Angebot an Laderaum. Von Johannes
Guhlke Senden Sie Kommentare und fordern Sie weitere Informationen an
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