Viele Tankstellenbetreiber verkaufen HVO100 momentan mit einem geringeren Aufschlag zu Diesel, als im TKW-Großhandel üblich. So soll mit niedrigeren Preisen die Akzeptanz des Kraftstoffs beim Endverbraucher gefördert werden.
Händler berichten, dass HVO an der Zapfsäule häufig mit einem Aufschlag von 8 bis 10 Cent/l zu B7-Diesel angeboten wird, obwohl der Preisunterschied im Großhandel teils bis zu 13 €/100l beträgt.
Die verbraucherfreundliche Preisgestaltung an der Zapfsäule folgt laut Marktteilnehmern einem klaren Zweck: Endkunden sollen für das Produkt begeistert werden, ohne durch zu hohe Aufschläge abgeschreckt zu werden. Einige Betreiber können HVO auch deshalb günstiger anbieten, weil sie den Kraftstoff zu einem Zeitpunkt eingekauft haben, als die Großhandelspreise noch niedriger waren. Gleichzeitig betonen sie, dass diese Preisstrategie nicht unbegrenzt aufrechterhalten werden kann — insbesondere dann nicht, wenn die Preisdifferenz zwischen Diesel und HVO im Großhandel weiter steigen sollte.
Denn im Mai stieg die Differenz von HVO zu Diesel erstmals deutlich an. Grund war Niedrigwasser auf dem Rhein, wodurch Binnenschiffe nicht mehr voll beladen fahren konnten. In dieser Phase priorisierten Anbieter Dieseltransporte — HVO war deshalb nur eingeschränkt verfügbar (siehe Grafik). Und im August wuchs der HVO-Aufschlag auf Diesel im Großhandel weiter an: Hintergrund sind geplante Wartungsarbeiten bei Neste, deren HVO-Produktionsstätten in Rotterdam und Singapur jeweils für sechs Wochen vom Netz gehen sollen. Die bevorstehenden Ausfälle führen laut Händlern bereits jetzt zu erhöhter Nachfrage aufgrund von Bevorratungen, was zu dem Preisanstieg beiträgt. Auch die generell gestiegene HVO-Nachfrage in Westeuropa infolge der geplanten Umsetzung der RED III in den Mitgliedsstaaten der EU führt laut Händlern zu höheren Preisen, da viele verpflichtete Unternehmen HVO als zentrale Erfüllungsoption sehen.
Die Absatzmengen in Deutschland liegen laut Tankstellenbetreibern meist zwischen 3 m³ und 5 m³ pro Woche, und variieren stark je nach Standort und Kundenstruktur. Anbieter berichten jedoch, dass viele Endverbraucher positiv auf das Produkt reagieren, sobald sie es ausprobiert haben. Ein Händler rechnet mit einer deutlich stärkeren Nachfrage, sobald die Preisdifferenz zu Diesel unter 5 €/100l fällt. Der Absatz speist sich derzeit vor allem noch aus Spediteuren, die den Preisaufschlag zum B7-Diesel an ihre Kunden weitergeben können.
Gleichzeitig nimmt die Zahl der Tankstellen, die HVO anbieten, weiter zu. Und das, obwohl einige Betreiber keine Möglichkeit haben, HVO ins Angebot aufzunehmen. Denn vor allem kleinere Tankstellen, die aufgrund des Bestandsschutzes sowohl E5 als auch E10 vorhalten müssen, haben oft nicht genügend Lagerkapazitäten für zusätzliche Sorten wie HVO.


