23/12/25
Ausblick Biomethan: Chancen und Hindernisse im EU-Markt
Hamburg, 23 December (Argus) — Der europäische Biomethanmarkt wird in 2026 ein
regional ungleichmäßiges Wachstum verzeichnen. Verzögerte Umsetzungen der RED
III und ungelöste politische Fragen bremsen den Markthochlauf. Gleichzeitig
bleibt die Schifffahrt ein zentraler Nachfragetreiber — vor allem für
zertifiziertes, subventioniertes Biomethan. Die überarbeitete EU-Richtlinie für
erneuerbare Energien (RED III) gibt den Mitgliedstaaten bis 2030 zwei Optionen,
um die Klimaschutzziele der EU zu erreichen: Entweder können die Staaten ihre
Treibhausgasemissionen bis 2030 um 14,5 % zu senken, oder sie können einen
Anteil von 29 % ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken. RED II
verlangte lediglich einen Anteil von 14 % erneuerbarer Energien. Einige Länder
wie Deutschland haben ihre nationalen Umsetzungspläne der Vorgaben von RED III
bereits vorgestellt und planen, diese im kommenden Jahr umzusetzen. Mehrere
Länder wie die Niederlande oder Frankreich setzen zukünftig auch auf ein
THG-System, wie es in Deutschland nun schon seit Jahren existiert. Biomethan mit
niedriger oder negativer Kohlenstoffintensität wird damit zum bevorzugten
Kraftstoff, um die Verpflichtungen zu erfüllen — vor allem in den Niederlanden,
wo es bisher hinter vergleichsweise günstigeren Biokraftstoffen zurückblieb.
Eine weitere EU-Verordnung, die den Einsatz von Biomethan begünstigt, ist FuelEU
Maritime. Diese trat im Januar 2025 in Kraft und verpflichtet Reedereien, die
Emissionen ihrer Flotten in den Jahren 2025 und 2026 um jeweils 2 % pro Jahr zu
senken. Übererfüllung kann über Pooling-Systeme vermarktet werden. Dies hat sich
für das Bunkering von Bio-LNG in 2025 als besonders profitabel erweisen. Die
Regelung hat die Preise für Herkunftsnachweise (HKNs, oder englisch: RGGOs)
stark beeinflusst und dürfte 2026 weiter für Dynamik sorgen. Neue Systeme,
entweder unter RED III oder nationalen Verpflichtungen, die 2026 in Kraft
treten, werden Nachfrage erzeugen, die mit dem Bedarf aus der Schifffahrt um das
Angebot konkurrieren muss. Der größte Teil des niederländischen und dänischen
Biomethanangebots für 2026 ist bereits für den maritimen Sektor vorgesehen.
Wachstum in den Niederlanden Neben der Umstellung auf die THG-basierte
Verpflichtung im Rahmen des sogenannten ERE-Zertifikatssystem unter RED III
haben die Niederlande im November mit der Arbeit an einer "Green Gas Blending
Obligation" begonnen. Eine Umsetzung vor Ende 2027 erscheint zwar
unwahrscheinlich, doch die Pläne stützen vorerst die Preise für HKNs. Die
Liquidität von niederländischem Biomethan könnte steigen, wenn die Regierung die
Massenbilanzierung von Biomethan genehmigt. Ein entsprechender Antrag wurde im
November im Parlament eingebracht, doch eine jüngste Regierungsantwort deutet
darauf hin, dass dieser nicht von Erfolg gekrönt sein wird. Bio-LNG muss, wie
auch in Deutschland, unsubventioniert sein, zertifiziert sein und physisch
geliefert werden, um sich für ERE-Zertifikate zu qualifizieren, andernfalls wird
es bei der Berechnung des Gesamtmandats eines Kraftstoffanbieters mit einer
fossilen CI von 94 g CO2e/MJ behandelt. Stabiles Deutschland, Frankreich
Deutschland wird 2026 die Doppelanrechnung für fortschrittliche Biokraftstoffe
wie Biomethan auf die THG-Quote abschaffen. Bislang war dies stets ein großer
Anreiz für den Einsatz von Biomethan als Kraftstoff. Trotzdem bleibt Biomethan
in Deutschland der günstigste Weg, um die THG-Quote zu erfüllen, denn
insbesondere güllebasiertes Biomethan hat ein konkurrenzloses
Einsparungspotenzial. Auch die steigende THG-Quote könnte die Nachfrage stützen,
jedoch bleibt der Absatzmarkt in Deutschland durch die limitierte Anzahl an LNG-
und CNG-Fahrzeugen begrenzt. Frankreichs Beimischungspflicht für
Biogas-Produktionszertifikate (CPB) tritt im Januar in Kraft und dürfte auch
dort die Inlandsnachfrage deutlich ankurbeln. Die Umsetzung der RED
III-Richtlinie, die ein neues, auf Treibhausgasen basiertes IRICC-Ticketsystem
vorsieht, wurde jedoch auf 2027 verschoben. Das derzeitige energiebasierte
TIRUERT-Ticketsystem für den Transport bleibt bis dahin bestehen, und bremst die
Nutzung von Biomethan im Verkehrssektor. Ob IRICCs ab 2027 aus Biomethan
generiert werden können, ist noch unklar. Die Verpflichtung, 3 % erneuerbares
Gas im Verkehrssektor zu verwenden, tritt 2028 in Kraft und wird danach weiter
ansteigen. Der grenzüberschreitende Handel und die Bunkerung von Bio-LNG dürften
weiterhin eingeschränkt bleiben. Französisches Biomethan kann nur im Rahmen
einer Ex-Domain-Annullierung exportiert werden, also durch die Löschung von HKNs
in einem Land zur Verwendung in einem anderen. Dies birgt Risiken für Käufer, da
die Eigentumsrechte an den Nachweisen nicht zwangsläufig übertragen werden.
Subventioniertes Biomethan darf an französischen LNG-Terminals nicht für die
Nutzung außerhalb des Landes verflüssigt werden. Französisches Bio-LNG muss über
Massenbilanzierung an andere Terminals in der EU exportiert werden, um unter
FuelEU Maritime genutzt zu werden. Großbritannien: Zugang zur EU unklar Der
Zugang des Vereinigten Königreichs zu EU-Märkten hängt vom Zugang zur
Unionsdatenbank für gasförmige Biokraftstoffe (UDB) ab, deren Start nun für Ende
Sommer 2026 vorgesehen ist. Unklarheiten bei der Drittstaatenregelung könnten
den EU-Handel einschränken — ein kritisches Thema, da das Vereinigte Königreich
in den ersten drei Quartalen 2025 mehr als die Hälfte seiner HKNs exportierte,
hauptsächlich nach Deutschland, Norwegen und in die Schweiz. Das Vereinigte
Königreich prüft derzeit den Ersatz volumenbasierter RTFC-Tickets durch ein
THG-basiertes System, doch Änderungen würden erst 2027 in Kraft treten. Fazit
Insgesamt bleibt Biomethan in Europa in THG-basierten Systemen gut positioniert,
doch Verzögerungen bei der Umsetzung von Vorschriften dürften das Gesamtwachstum
des Marktes verlangsamen. Die Niederlande, Dänemark und Deutschland sollten
weiterhin Anker für die europäische Preisbildung bleiben, und Spanien dürfte
seine Rolle als maritimer Hub festigen. Doch mehrere Länder riskieren,
zurückzufallen, wenn sie keine HKN-Register, Export-Hub-Zugänge, politische
Anreize und Subventionsreformen einführen. Von Madeleine Jenkins & Svea Winter
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