In KW 35 sind viele Unternehmen nach Wochen der Inaktivität wieder auf dem Quotenmarkt aktiv. Infolgedessen steigen Preise für THG-Zertifikate weiter. Besonders die "Anderen"-Zertifikate verzeichnen neue Höchststände – sowohl für das Erfüllungsjahr 2025 als auch für 2026.
Die THG-Zertifikate der Kategorie "Andere" für das Erfüllungsjahr 2025 haben mit wochendurchschnittlich 157 €/t CO2e das höchste Niveau seit Oktober 2023 erreicht. Damit sind sie nun teurer als im Juni, als der Markt durch die Veröffentlichung des Referentenentwurfs zur Umsetzung der RED III in deutsches Recht stark verunsichert war. Denn dieser sieht unter anderem vor, dass zukünftig verpflichtete Unternehmen aus See- und Luftverkehr die Treibhausgasminderungsquote erfüllen müssen. Darüber hinaus soll auch die doppelte Anrechnung von fortschrittlichen Kraftstoffen gekippt werden. Entsprechend legten auch die doppelt anrechenbaren, fortschrittlichen Zertifikate weiter zu und stiegen auf bis zu 307,50 €/t CO2e, welches die höchste Notierung für diese Kategorie seit Oktober 2023 ist.
Für das Erfüllungsjahr 2026 kletterten die "Anderen"-Zertifikate innerhalb einer Woche um über 10 €/t CO2e auf 290 €/t CO2e – ein Rekordwert seit April 2023. Auch die einfach anrechenbaren, fortschrittlichen Zertifikate verteuerten sich deutlich und lagen in KW 35 bei durchschnittlich 10,38 €/t CO2e und somit dem bisher höchsten Wochenwert dieser Zertifikatskategorie.
Ein wesentlicher Treiber der Preisentwicklung sind weiterhin die hohen HVO-Preise in ARA durch internationale Nachfrage. Zwar sind diese in KW 35 leicht zurückgegangen, üben aber trotzdem anhaltenden Druck auf den deutschen Quotenmarkt aus, weil über das Inverkehrbringen von HVO THG-Zertifikate generiert werden.
Eine zentrale Rolle spielt zudem das Ende der Sommerferien, die vielerorts bereits vorüber sind oder kurz vor dem Abschluss stehen. Verpflichtete Unternehmen sind nun personell wieder besser aufgestellt und können sich verstärkt der Quotenerfüllung widmen. Zwar kam es über die Woche hinweg zu wenigen Abschlüssen, doch war deutlich zu erkennen, dass Unternehmen aktiv versuchten Marktpreise zu sondieren. Dieses gestiegene Interesse stützt die Preise zusätzlich.
Zudem zeigen die in den letzten Monaten veröffentlichten Gesetzesvorhaben für die Bio-Branche nun spürbare Auswirkungen auf den Quotenmarkt. Einige Marktteilnehmer berichten, dass sich vor allem die Sorge vor dem Wegfall des Vertrauensschutzes bemerkbar macht. Dieser schützt bisher Käufer unrechtmäßiger Zertifikate vor Aberkennung. Unternehmen würden deshalb vermehrt Zertifikate zukaufen, bevor dieser Schutz eventuell wegfällt. Denn der entsprechende Gesetzesentwurf sieht keine rückwirkende Aberkennung vor. Zugleich steigt die Bereitschaft, höhere Preise für rechtssichere Zertifikate zu akzeptieren.
Auch der Referentenentwurf zur Umsetzung der RED III könnte die Preise langfristig weiter treiben. Unternehmen hatten nun ausreichend Zeit, sich mit den möglichen Auswirkungen auseinanderzusetzen und ihre Marktstrategie entsprechend anzupassen. Mit dem Ende der parlamentarischen Sommerpause am 8. September rechnen viele Marktteilnehmer damit, dass erste Vorschläge zur Anpassung des Entwurfs eingebracht werden – was zusätzliche Dynamik in den Markt bringen dürfte.
Der Anstieg der THG-Zertifikate steigert auch die Kosten, die bei Inverkehrbringern von Diesel zur Erfüllung ihrer THG-Quote anfallen. Derzeit müssen diese Zertifikate oder Biokraftstoffe im Wert von etwa 8 €/100l kaufen, um ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Einsparung von 10,6 % der Treibhausgasemissionen gemäß der THG-Quote nachzukommen. Dies sind die höchsten Erfüllungskosten seit Frühjahr 2023. Die hohen THG-Erfüllungskosten wirken sich auch preistreibend auf B7 Diesel und Benzin (E5 und E10) aus.

